Fahnenschwenken

Fahnenschwenken in Bachem
Alte Tradition wird neu belebt

Das Fahnenschwenken hat bei den Bachemer Schützen eine lange Tradition. Bilder aus den frühen 1900er Jahren zeigen den Fähnrich mit seiner eigenen Uniform und der typischen Schwenkfahne. Schießspiel und Fahnenspiel gehören seit vielen Jahren zum SchützeFahnenschwenkernwesen. Dieser wunderbare Brauch soll nun neu belebt werden.

der Fähnrich (Fahnenschwenker) ganz rechts in eigener Uniform

Fahnen gehören zur Menschheitsgeschichte. Schon vor mehr als viertausend Jahren haben die Chinesen große farbige Seidentücher seitlich an Stangen befestigt. Diese führten sie dann bei kriegerischen Unternehmungen oder religiösen Prozessionen mit sich. Mit der Seide kam die Fahne nach Arabien und weiter nach Europa.
Die Herkunft des Fahnenschwenkens lässt sich bis ins 6. Jahrhundert zurückverfolgen. Römische Fahnenträger führten die Umzüge des Papstes an und schwenkten dabei ihre Fahnen.

Im Mittelalter (500 bis 1500 n. Chr.) verbreitete sich das Schwenken schnell in ganz Europa und wurde Bestandteil bei zivilen, religiösen und militärischen Feierlichkeiten.
Dabei erkannte das Militär sehr schnell die vielfältigen Möglichkeiten. Mit besonderen Figuren konnten Informationen und Befehle weiter geleitet werden. Gerade in unzulänglichen, gebirgigen Gegenden ein riesiger Vorteil gegenüber Meldern, die zu Fuß oder auf Pferden unterwegs waren.
Die große Blüte erlebte das Fahnenschwenken dann im 15. und 16. Jahrhundert. Überall in Europa wurden eigene Fahnenschwenker Schulen gegründet. Wie hoch der Fähnrich im Ansehen stand, zeigt zum einen bis heute sein militärischer Rang (Offiziersanwärter im Range eines Feldwebels) sowie die Tatsache, dass die Ehre des Fähnrichs durch den jeweiligen Herrscher verleihen wurde.57_004
Im Laufe des 17. Und 18. Jahrhunderts verlor das Fahnenschwenken nach und nach an Bedeutung. Erlebte aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine regelrechte Renaissance.
Auch in Bachem war das so. Neben dem Turnverein waren es hauptsächlich die Schützen der St. Mauritius Schützenbruderschaft, die diesen Brauch wieder aufleben ließen. Im Bild oben haben wir schon auf den Fähnrich in eigener Uniform hingewiesen. Es handelt sich hierbei um Matthias Schuh aus der heutigen Fürstenbergstraße den man im Dorf nur als „den Schwenkes“ kannte.

Als dann nach dem Krieg 1950/51 die ersten Jungschützen „eintreten durften“, war es ab 1956/57 Richard Schmitt, der sich wieder der Fahne annahm und dieses Amt bis 1961 ausübte.
Ab dieser Zeit waren es immer wieder begeisterte Jungschützen, die als einzelne Fähnriche das Fahnenschwenken betrieben.
Auch wenn es auf Bildern so einfach aussieht, Fahnenschwenken bedeutet Kraft, Konzentration und Geschicklichkeit. Die Fahne muss exakt auf den jeweiligen Fähnrich abgestimmt sein, damit sie überhaupt balanciert werden kann. Bei den Wurffiguren gehört dann eine Menge Können dazu, damit sich die Fahne nach einem Flug auch wieder in der Hand des Fähnrichs wieder findet.
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Vorab wird die Fahne ausgewogen gestaltet. Größe des Tuchs, Länge der Fahnenstange und die gesamte Fahne müssen auf die Größe des Fähnrichs abgestimmt sein. Geführt wird die Fahne am unteren Ende des Tuchs. Um das zu erreichen, wird der Griff ausgehöhlt und so lange mit Blei gefüllt, bis man die Fahne an dieser Stelle auf der ausgestreckten Hand in der Waage liegt. Das macht es dann einfacher, die einzelnen Schwenkfiguren exakt auszuführen.

Die große Schule des Schwenkens aber ist das Schwenken in einer Gruppe. So wie es die Jungschützen in den 1980er Jahren praktizierten. Peter-Paul Schwerfen, Edgar Schwerfen, Günther Dreschmann und Uwe Nieswandt haben damals ihr Hobby in der Gruppe ausgeübt und mit dem schönen Fahnenspiel die Zuschauer begeistert.

Und genau diesen Brauch wollen die Bachemer Schützen nun wieder aufleben lassen. Die Gruppe bedeutet eine besondere Herausforderung an die einzelnen Teilnehmer. So lange man alleine ist, hebt man die Fahne auf, wenn sie hingefallen ist. Es gibt Mitleid und/oder den einen oder anderen Lacher am Straßenrand. In der Gruppe aber bedeutet jeder Fehler das Ende der Vorführung für alle. Das bedeutet zusätzliche Verantwortung.02.08.04_021

Aber natürlich auch mehr Freude der Teilnehmer und höhere Beachtung bei den Zuschauern. Hierbei lassen sich viel eindrucksvollere Bilder zeigen. Auch muss dabei eine Choreographie ausgedacht und umgesetzt werden. Alles was man macht, ist in der Gruppe einfach viel schöner. Inzwischen werden wieder überall Meisterschaften und Wettbewerbe veranstaltet. Kein Diözesan- oder Bundesschützenfest ohne einen eigenen Schwenkwettbewerb. Aber auch internationale Meisterschaften, etwa in der Schweiz oder den Niederlanden, werden jedes Jahr veranstaltet. In den USA ist das Fahnenschwenken sogar Schulfach in den größeren High-Schools.

Strenge Regeln müssen dabei eingehalten werden. Das bedeutet für die Teilnehmer Training, Training und nochmals Training. Fahnenschwenken ist eine Art Leistungssport. Ohne Übung und Fitness geht gar nichts. Und das ist in der Gruppe einfach viel schöner.Fahnenschlaeger 2008 (9)
Hier sehen Sie zwei Fotos der Fahnenschläger des Schützenvereins Lette / Sauerland, die die ganz hohe Schule des Fahnenschwenkens perfekt beherrschen und bei vielen Wettbewerben ganz vorne sind

Um diese neue Gruppe aufzubauen suchen die Schützen in Bachem Schüler und Jugendliche, die sich für diesen Sport begeistern können. Egal ob Jungen oder Mädchen, Hauptsache die Begeisterung für den alten Brauch ist gegeben.

Melden könnt Ihr Euch bei den Jugendleitern, oder beimFahnenschlag 2011 (9) Präsidenten Markus Tiefenbach. Die Kontaktdaten findet Ihr hier oder auf unserer Facebook-Seite.

Peter Tiefenbach